Mittwoch, 14. November 2012

Ausstellung „So wurde ihnen die Flucht zur Heimat. Soma Morgenstern und Joseph Roth“


Joseph Roth (Mitte) und Soma Morgenstern (rechts) im Pariser Café Le Tournon um 1938.


In der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main ist vom 6. November 2012 bis zum 19. Jänner 2013 die Ausstellung „So wurde ihnen die Flucht zur Heimat. Soma Morgenstern und Joseph Roth“ des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 zu sehen. Am 12. November führte Dr. Heinz Lunzer, der die Ausstellung zusammen mit Dr. Victoria Lunzer-Talos kuratierte, Mitglieder der Internationalen Joseph Roth Gesellschaft im Rahmen einer Tagung durch die Ausstellung.
 
Joseph Roth und Soma Morgenstern waren fast gleich alt, stammten aus fast der selben Gegend im Osten der österreichisch-ungarischen Monarchie, fanden auf ähnlichen Wegen in die Literatur, waren beide zugleich Journalisten und Schriftsteller, mit vielen Berührungspunkten zueinander in ihren Leben und doch in vielem verschieden: Roth wurde rasch berühmt, Morgenstern ist erst nach seinem Tod breiter bekannt geworden; der eine hat in seinen oft heftigen Briefen wortreich über persönliche Lage geschildert, der andere lebte mit der Erinnerung, über die er lange Zeit hinweg Aufzeichnungen machte. Beide Autoren waren mit dem Judentum, das ihre Kindheit und Jugend bestimmte, eng verbunden, allerdings doch verschieden davon bestimmt; beide in ihrem Werk darauf Geschichten aufbauend, vor allem literarisch der eine, intensiver traditions-orientiert der andere.

Roth veröffentlichte in kurzer Zeit ein umfangreiches, inhaltlich vielseitigeres Werk, an Gegenwart und Zukunft verzweifelnd; Morgenstern arbeitete langsam, tief verstrickt in sein Thema der jüdischen Position in der Welt; beide im Bewußtsein des Untergangs der alten jüdischen Welt.

Beide Autoren studierten in Wien, arbeiteten bei der „Frankfurter Zeitung“, flohen vor dem Nationalsozialismus nach Frankreich, der eine 1933 aus Deutschland, der andere 1938 aus Österreich; beide waren dort mit schwierigen Existenzsorgen konfrontiert. Während Roth wenige Wochen vor dem Beginn des 2. Weltkriegs starb, flüchtete Morgenstern abenteuerlich und lebte entbehrungsreich, bis er 1940 die USA erreichte. Tief erschüttert versuchte er weiter, als Autor zu leben; die Erinnerungen an das Leben mit den früh verstorbenen Freunden, darunter Roth, aber auch Alban Berg, beschäftigen ihn ebenso intensiv wie seine Stellung zu Fragen der jüdischen Geschichte und Gegenwart.
Die Ausstellung umfaßt rund 250 Objekte, darunter unbekannte Fotografien von den beiden Autoren und ihrem jeweiligen Ambiente, Handschriften, Tagebücher, Briefe, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Grafiken.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch „So wurde ihnen die Flucht zur Heimat. Soma Morgenstern und Joseph Roth.“
Mit Texten von Sylvia Asmus, Heinz Lunzer und Victoria Lunzer-Talos.
128 Seiten, ca. 70 Abbildungen. ISBN 978-3-938803-47-9.
Bonn: Weidle Verlag, 2012.

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