Dienstag, 31. Januar 2012

Zögling einer Militär-Oberrealschule


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Fritz Schönpflug: Zögling einer Militär-Oberrealschule

Montag, 30. Januar 2012

Die Reisegefährten



Schon öfters haben wir über die Vorzüge des Reisens mit der Eisenbahn berichtet. Und obwohl wir die 1920er/1930er wegen ihrer Progressivität und Modernität schätzen, so wollen wir doch heute mit diesem Gemälde von August Leopold Egg ein wenig verträumt und romantisch zurückblicken.
August Leopold Egg: Die Reisegefährten

Sonntag, 29. Januar 2012

Der Schläfer im Kaffeehaus


André Kertész: Der Schläfer im Kaffeehaus

Samstag, 28. Januar 2012

Freitag, 27. Januar 2012

Leibesübungen (6): Der weiße Zauber


Emil Otto Hoppé: Skiing, c. 1930, gelatin silver print 
Vormals gepostet von The Ship That Flew.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Annie Kalmar


Die Schauspielerin Annie Kalmar. Fotografiert von R. Krziwanek, Wien, 1899.

Dienstag, 24. Januar 2012

Mit Frau von Taußig im Coupé

Er stieg mit Frau von Taußig, beneidet und umjubelt, in ein Kupee erster Klasse, für das er allerdings einen Zuschlag gezahlt hatte.

Als die Nacht einbrach, bekam er Angst wie ein Kind vor der Dunkelheit; und er verließ das Kupee, um zu rauchen, das heißt: unter dem Vorwand, rauchen zu müssen. Er stand im Korridor, erfüllt von verworrenen Vorstellungen, sah durch das nächtliche Fenster die fliegenden Schlangen, die aus den weißglühenden Funken der Lokomotive im Nu gebildet wurden und im Nu verloschen, die dichte Finsternis der Wälder und die ruhigen Sterne am Gewölbe des Himmels. Sachte schob er die Tür zurück und ging auf den Zehen ins Kupee.

„Vielleicht hätten wir Schlafwagen nehmen sollen!‟ sagte die Frau überraschend, ja erschreckend aus der Dunkelheit. „Sie müssen unaufhörlich rauchen! Rauchen dürfen Sie auch hier!‟ Sie schlief also noch immer nicht. Das Streichholz beleuchtete ihr Angesicht. Es lag, weiß, vom schwarzen, wirren Haar umrandet, auf der dunkelroten Polsterung. Ja, vielleicht hätte man Schlafwagen nehmen sollen. Das Köpfchen der Zigarette glomm rötlich durch die Finsternis. Sie fuhren über eine Brücke, die Räder polterten stärker. „Die Brücken!‟ sagte die Frau. „Ich habe Angst, sie stürzen ein!‟ Ja, dachte der Leutnant, sie sollen nur einstürzen! Er hatte lediglich zwischen einem plötzlichen Unglück und einem langsam heranschleichenden zu wählen. Er saß reglos der Frau gegenüber, sah die Lichter der vorüberhuschenden Stationen sekundenlang das Abteil erhellen und das bleiche Angesicht der Frau von Taußig noch blasser werden. Er konnte kein Wort hervorbringen. Er stellte sich vor, daß er sie küssen müsse, statt etwas zu sagen. Er verschob den fälligen Kuß immer wieder. Nach der nächsten Station, sagte er sich. Auf einmal streckte die Frau ihre Hand aus, suchte nach dem Riegel an der Kupeetür, fand ihn und ließ ihn einschnappen. Und Trotta beugte sich über ihre Hand.

In dieser Stunde liebte Frau von Taußig den Leutnant mit der gleichen Heftigkeit, mit der sie vor zehn Jahren den Leutnant Ewald geliebt hatte, auf der gleichen Strecke, um die gleiche Stunde und, wer weiß, vielleicht im selben Kupee. Aber ausgelöscht war vorläufig jener Ulan, wie die Früheren, wie die Späteren. Die Lust brauste über die Erinnerung hin und schwemmte alle Spuren fort.

Joseph Roth: Radetzkymarsch, 1932

Sonntag, 22. Januar 2012

Tuschinski Filmtheater, Amsterdam


Ob sich Joseph Roth jemals zur spektakulären Art Deco Architektur des Tuschinski Filmtheaters in Amsterdam geäußert hat, ist uns leider nicht bekannt. Vorbeigekommen muß er jedenfalls oft sein, vor allem in der Zeit, in der im Hotel am Rembrandtplein logierte. Drinnen war er vermutlich schon gar nicht, bei seiner – um es mit einem Understatement auszudrücken – nicht gerade positiven Einstellung zum Kino und “Hollywoodfilm” (zum Beispiel im 1934 im Allert de Lange erschienen “Der Antichrist”).

Das Tuschinski Filmtheater wurde 1921 vom polnischen Immigranten Abraham Icek Tuschinski (1898-1942) eröffnet. Entworfen hat es Hijman Louis de Jong in einem Mischmasch aus Art Deco, Amsterdamse School und Art Nouveau.








Abraham Icek Tuschinski (1898-1942)

Samstag, 21. Januar 2012

Leibesübungen (5): Unter Wasser


Joseph Roth antwortete einst auf die Frage eines anderen Kaffeehausgastes im niederländischen Zandvoort aan Zee, ob er denn auch im Meer schwimme: “Gehen denn Fische ins Café?” Während also so mancher unserer Gäste eher einer “no sports” Philosophie nachstreben, sind wir doch selbst Befürworter körperlicher Ertüchtigung, am liebsten an frischer Luft, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.

André Kertész: Unter Wasser, Esztergom, 1917


Vormals gepostet von artnet.com.

Freitag, 20. Januar 2012

Louise Brooks


Die Schauspielerin Louise Brooks in den 1930er Jahren.

Foto vormals gepostet von tome wilson auf dieselpunks.org.

Dienstag, 17. Januar 2012

Mit Stefan Zweig im Kaffeehaus


Stefan Zweig mit Kaffee und Zigarre. Foto vormals gepostet von romenu.

Das Wiener Kaffeehaus stellt eine Institution besonderer Art dar, die mit keiner ähnlichen der Welt zu vergleichen ist. Es ist eigentlich eine Art demokratischer, jedem für eine billige Schale Kaffee zugänglicher Klub, wo jeder Gast für diesen kleinen Obolus stundenlang sitzen, diskutieren, schreiben, Kartenspielen, seine Post empfangen und vor allem eine unbegrenzte Zahl von Zeitungen und Zeitschriften konsumieren kann. (…)

So wussten wir alles, was in der Welt vorging, aus erster Hand, wir erfuhren von jedem Buch, das erschien, von jeder Aufführung und verglichen in allen Zeitungen die Kritiken; nichts hat so viel zur intellektuellen Beweglichkeit des Österreichers beigetragen, als dass er im Kaffeehaus sich über alle Vorgänge der Welt umfassend orientieren und sie zugleich im freundschaftlichen Kreise diskutieren konnte. Täglich saßen wir stundenlang, und nichts entging uns. Denn wir verfolgten dank der Kollektivität unserer Interessen den orbis pictus der künstlerischen Geschehnisse nicht mit zwei, sondern mit zwanzig und vierzig Augen (…)

Stefan Zweig, in: Die Welt von Gestern, Erinnerungen eines Europäers, Stockholm, 1942

Montag, 16. Januar 2012

Sonntag, 15. Januar 2012

Mit dem "Elizabethan Express" von London nach Edinburgh






Wir haben im eleganten Speisewagen des ‘Elizabethan Express’ Platz genommen. Vor uns eine Tasse Tee und bei WH Smith gekaufte Zeitungen. In nur sechseinhalb Stunden wird uns dieser Schnellzug von London King's Cross nach Edinburgh bringen. Am Kopf der Wagenschlange dampft das Schönste und Schnellste, das jemals auf Schienen gesetzt wurde: eine Class A4, genauer, die 60017 ‘Silver Fox’. Sie ist eine der stromlinienförmigen A4 Lokomotiven, die in den Jahren 1935 bis 1938 von der LNER gebaut wurden. Eine Schwester, die auf den Namen ‘Mallard’ getaufte Lok dieser Reihe, hält noch immer den Geschwindigkeitsrekord für Dampflokomotiven. Am 3. Juli 1938 erreichte sie mit einem 244 t schweren Zug eine Geschwindigkeit von 125 mph (201,2 km/h).

Der Film rühmt den Designer mit folgendem Vers:

Sir Nigel Gresely designed the A4
with the speed of a greyhound,
the strength of a boar.

Werbefilm der British Railways aus den 1950er Jahren. Von the elizabethan auf youtube via lord_k on dieselpunks.org.

Schleier (3): Sibylle Binder von Trude Fleischmann



Trude Fleischmann: die Schauspielering Sibylle Binder, Wien um 1935


Im Café Marquardt widersetzen wir uns vollen Herzens gegen alle populistischen und fundamentalistischen Strömungen. Und plädieren so auch für eine sofortige Wiedereinführung des Gesichtsschleiers.

Vormals gepostet von adski_kafeteri.

Samstag, 14. Januar 2012

Ausritt von Joseph und Friedl Roth?


Laut dem Center for Jewish History in New York sind auf der mir bisher noch unbekannten Aufnahme Joseph Roth (rechts) und seine Frau Friedrike (Friedl) bei einem Ausritt abgebildet. Der Mann links ist unbekannt. Ich zweifle noch, ob diese Angaben stimmen. Gesichter und Postur scheinen nicht mit den Roths übereinzustimmen. Und ich wußte nicht, dass Roth so ein guter Reiter gewesen sein soll. Kann jemand die Angaben zum Foto bestätigen?

Quelle: Center for Jewish History, NYC auf flickr.

Freitag, 13. Januar 2012

Leibesübungen (4): En garde!


Joseph Roth antwortete einst auf die Frage eines anderen Kaffeehausgastes im niederländischen Zandvoort aan Zee, ob er denn auch im Meer schwimme: “Gehen denn Fische ins Café?” Während also so mancher unserer Gäste eher einer “no sports” Philosophie nachstreben, sind wir doch selbst Befürworter körperlicher Ertüchtigung, am liebsten an frischer Luft, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.

Florettwettstreit zwischen Olman and Van de Vuurst in Amsterdam (Ijsclubterrijn, der heutige Museumplein), 18. Juni 1932. N.V. Vereenigde Fotobureaux.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Dienstag, 10. Januar 2012

Radio Kootwijk: "Hallo Bandoeng! Hier Den Haag!"


Radio Kootwijk illustriert vom niederländischen Künstler Joost Veerkamp. Quelle: veerkamp.nl



Selbst in diesen von viel zu vielen Menschen bewohnten, von Wasser umspülten und durchzogenen, zu einem großen Teil sogar unter dem Meeresspiegel liegenden Niederlanden gibt es noch einige – “unberührte” wäre ein viel zu großes Wort – wenig besiedelte, natürliche Fleckchen. Zum Beispiel die sogenannte “Veluwe”. Gerade hier, umgeben von Heide, Wäldern und Sanddünen, in der Nähe des Ortes Apeldoorn, begann man 1918 mit dem Bau einer Anlage zur Radiokommunikation, genannt “Radio Kootwijk”.

Im Beginn war Radio Kootwijk eine Kurzwellensendestation, um den Kontakt mit den holländischen Kolonien zu erleichtern, vor allem mit Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien.

Am auffallendsten ist das als “Gebäude A” bezeichnete Hauptgebäude, entworfen vom niederländischen Art Deco Architekten Julius Maria Luthmann. Bezeichnend sind auch die anderen Spitznamen davon: “Die Kathedrale” oder “Die Sphynx”.

Die deutschen Besetzer sprengten am Ende des 2. Weltkrieges die Sendestation. Einige der Radiotürme wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut, verloren jedoch letztendlich ihre Bedeutung durch die fortschreitende Technik, vor allem die Satellitenkommunikation. 1980 wurde schließlich der letzte Sendemast gesprengt.

Die Anlage war bis 2005 verbotenes Gebiet und durch einen Zaun geschützt. Seitdem ist sie offen für Wanderer – und vor allem Hobbyfotografen, die die gewaltige Art Deco Architektur am liebsten bei “bedrohlichen” Wetterverhältnissen ablichten.

Please find an English version of this article here.


Gebäude “A” von Radio Kootwijk. Quelle: zoom.nl


Radio Kootwijk während des Baus in 1922. Quelle: wikipedia



Quelle: foto-locatie.nl



Quelle: terras.tv










Alle obigen Werbungen und Innenansichten von terras.tv

Paul Freiberger: Die Straße


Paul Freiberger: Die Straße, um 1930

Samstag, 7. Januar 2012

Frau Slama und die kühle Limonade

Jetzt saß Carl Joseph im Salon der Slamas. Es war ein rötliches, niedriges Zimmer, sehr kühl, man saß wie in einem Eisschrank, die hohen Lehnen der gepolsterten Sessel bestanden aus braun gebeiztem Schnitzwerk und Blättergerank, das dem Rücken weh tat. Frau Slama holte kühle Limonaden, sie trank zierliche Schlückchen, hielt den kleinen Finger gespreizt und ein Bein übers andere geschlagen. Sie saß neben Carl Joseph und ihm zugewandt und wippte mit einem Fuß, der in einem rotsamtenen Pantoffel gefangen war, nackt, ohne Strumpf. Carl Joseph sah auf den Fuß, dann auf die Limonade. Frau Slama sah er nicht ins Gesicht. Seine Mütze lag auf den Knien, die Knie hielt er steif, aufrecht saß er vor der Limonade, als wäre es eine Dienstobliegenheit, sie zu trinken. „Waren lange nicht da, Herr von Trotta!‟ sagte die Frau Wachtmeister. „Sind recht groß geworden! Schon vierzehn vorbei?‟ „Jawohl, schon lange!‟ Er dachte daran, möglichst schnell das Haus zu verlassen. Die Limonade mußte man in einem Zug austrinken und eine schöne Verbeugung machen und den Mann grüßen lassen und weggehen. Er sah hilflos auf die Limonade, man wurde nicht mit ihr fertig. Frau Slama schüttete nach. Sie brachte Zigaretten. Rauchen war verboten. Sie zündete selbst eine Zigarette an und sog an ihr, nachlässig, mit geblähten Nasenflügeln, und wippte mit dem Fuß. Plötzlich nahm sie, ohne ein Wort, die Mütze von seinen Knien und legte sie auf den Tisch. Dann steckte sie ihm ihre Zigarette in den Mund, ihre Hand duftete nach Rauch und Kölnisch Wasser, der helle Ärmel ihres sommerlich geblümten Kleides schimmerte vor seinen Augen. Er rauchte höflich die Zigarette weiter, an deren Mundstück noch die Feuchtigkeit ihrer Lippen lag, und sah auf die Limonade.

Joseph Roth: Radetzkymarsch, 1932

Freitag, 6. Januar 2012

Stilvolle Bankgeschäfte

Das moderne “Online Banking” mag ja so seine Vorteile haben; genüßlich von der Bank aus mit dem Laptop am Schoß seine Euros in einen sichereren Hafen verschieben. Doch wir besprechen unsere Vermögensanlagen bevorzugt bei einer Tasse Kaffee persönlich mit unserem Private Banker in einem Bankgebäude mit Ausstrahlung. Am liebsten wohl in der Mutter aller Banken: der von Otto Wagner entworfenen Österreichischen Postsparkasse in Wien.

Eröffnet im Jahr 1906 und architektonisch seiner Zeit weit voraus, demonstriert dieses Gebäude die enorme Wandlungskraft seines Erbauers, der mit neuen Materialen experimentierte und stets minimalistischer entwarf. Otto Wagner machte sich Gedanken über natürlichen Lichteinfall in die “Kassenhalle” und darunter liegende Räume und reduzierte Energiekosten.

Die Façade bedecken quadratische Marmorplatten. Dekorative Elemente finden sich nur im oberen Bereich, den Lorbeer haltende Engel schmücken. Diese wurden von Othmar Schimkowitz entworfen.

Das Gebäude überlebte mehrere Wirtschaftskrisen, sah Kronen, Schillinge und Euros in seinen Safes, vor allem aber blieb es im 2. Weltkrieg von den Bomben verschont. Es dient noch heute als Bank und beherbergt außerdem ein Otto Wagner Museum.

Alle Fotos vom Autor.
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